Kinder auf Spielplatz

Foto: © www.ffs-hohenahr.de

Architektur als dritter Erzieher – Teil 2

29.03.2017

Im ersten Teil haben wir berichtet, dass Kinder im Rahmen einer gesunden Entwicklung vor allem Selbsterfahrungen brauchen. Diese am besten in erlebbarer und sinnesanregender Natur. Heute wollen wir hierzu ein erstes Gestaltungsbeispiel vorstellen.

Wir alle kennen die klassischen Sandkisten auf öffentlichen Spielplätzen, in KiTas oder unseren heimischen Gärten. Eher klein in der Fläche, rund herum eingefasst und oft mitten in der Sonne angelegt. Die Sandtiefe liegt in der Regel kaum über 30 Zentimeter, was ein intensives Graben und Bauen kaum zulässt. Die gewollte Förderung von Kreativität wird bei genauerer Betrachtung eher ad absurdum geführt. Das gilt auch für die Nutzung der Sandablageflächen. Kinder nutzen die Einfassungen und transportieren so beim Bauen ungewollt den Spielsand nach außen. Dies verursacht, auf das Spieljahr gesehen unnötige Folgekosten, da der oft verunreinigte Sand wieder in die Kiste gebracht oder aufgefüllt und ausgetauscht werden muss.

Es gibt aber auch andere, naturnah ausgerichtete Konzeptionen zu Sandspielbereichen. Sand zum Spielen ist ein bedeutsames Medium. Man kann mit diesem Material kreativ umgehen, experimentieren und eigene Bauwerke formen. Nicht ohne Grund nutzen Kinder dieses Material und nicht selten auch Erwachsene, wenn sie sich am Strand stundenlang damit beschäftigen und riesige Sandburgen kreieren. Um als Kind fantasievoll und völlig in sich gekehrt im Sand spielen zu können, braucht es Platz, zudem beschattete Nischen, ausreichend Sandtiefe zum Buddeln und Ablageflächen. Auch Wasser sollte nicht fehlen. Erst in Kombination mit diesem Medium wird das Sandspiel zu einem (Lern)Erlebnis, das bedeutsame Spuren im Kopf der Kinder hinterlässt.

Möchte man Kindern einen Sandspielbereich anbieten, sollte man keinesfalls auf bekannte, quadratisch oder rechteckig genormte, technisch orientierte Gestaltungen zurückgreifen. Ob in der KiTa oder dem eigenen Garten bieten „Sandseen“ – ausreichend tiefe Kuhlen mit mehreren Einbuchtungen – eine gute Alternative. Diese sorgen für ein anregendes Umfeld, das der Fantasie beim Bauspiel freien Lauf lässt. Der Erdaushub kann für die Randmodellierungen genutzt werden. Dadurch erreicht man eine Nullbilanz, weil kein Erdmaterial weggefahren werden muss. Im Gegenzug wirkt diese Randgestaltung sinnlich anregend, was noch durch geeignete, spielfreundliche und robuste Gehölzpflanzungen verstärkt werden kann. Neben der Raumbildung spenden diese auch den benötigten Schatten beim ruhebetonten Spielen. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass man auch an eine Drainage denkt, damit das Regenwasser durch den Sand als Filter im Boden versickern kann. Das erreicht man durch Sickerbohrungen, welche vor der Sandauffüllung innerhalb der gestalteten Sandkuhle hergestellt werden.

In solchen der Natur nachempfundenen Sandspielkonzepten können abgeflachte Natursteine in Mitten des Sandbereiches als Sandablagefläche dienen. Dadurch bleibt gewährleistet, dass der Spielsand im Sandbereich verbleibt. Wählt man zudem noch einen Wasser-Matsch-Tisch mit Bohrung, in den ein 5 Liter Wassereimer passt, bleiben für Kinder kaum noch Wünsche für ihr kreatives, das Lernen förderndes Bauspiel offen.

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Roland Seeger

Autor:
Roland Seeger ist Leiter der Forschungsstelle für Frei- und Spielraumplanung in Hohenahr
https://www.ffs-hohenahr.de/

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