28.03.2018
Überwiegend alle Erwachsenen glauben, dass das Lernen durch Büffeln von vorgegebenem Faktenwissen und bei Kindern vor allem in der Schule und im Klassenraum erfolgt. Kinder sehen das anders, sofern das Lernen selbstbildend und spielerisch erfolgen kann.
Doch hat das Spiel eine eher untergeordnete Tätigkeit, wird diese in Verbindung mit Lernen gebracht. Eltern erwarten vielmehr, dass man im Kindergarten und der Grundschule möglichst früh mit Bildung über Faktenwissen anfangen sollte. Fremdsprachen eingeschlossen. Ein Bildungsverständnis, das sich irgendwie in vielen Köpfen von Eltern festgesetzt hat, sich jedoch kontraproduktiv im Rahmen der kindlichen Entwicklung auswirkt, da das Gehirn in diesem Lebensabschnitt von 0 bis 10 Jahren noch nicht ausreichend auf Grundlagen zurückgreifen kann. Im Fachterminus spricht man hier von Basiskompetenzen, die erst erlernt werden müssen.
Basiskompetenzen können über Bewegung, sinnliche Wahrnehmungsmöglichkeiten und der anhaltenden Chance Glückshormone auszuschütten, erworben werden. Wo ist das am besten möglich? Im Abenteuer-, Bewegungs-, Spiel- und Forschergarten. Also an Orten, welche Kindern eine Vielfalt an Möglichkeiten zum Entdecken anbieten. Solche Freiräume, die es früher im Nahumfeld der Wohnumgebung zu Hauf als Streifräume gab. Die aber heute nahezu verloren gegangen sind und demnach für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder kaum noch zur Verfügung stehen.
Dies ist ein Grund, warum Kindheit heute eher in Institutionen stattfindet. Daher ist es besonders wichtig geworden, dass im Rahmen der aktuellen Bildungsdiskussion nicht nur die Freiräume in Kindertagesstätten und Grundschulen eine neue Bewertung erhalten, sondern auch der private Hausgarten und das direkte Wohnumfeld so zu gestalten ist, dass die Kinder die Chance erhalten, wieder auf Entdeckungsreise gehen zu können – und im frei gewählten Spiel mit anderen Kindern.
Hierbei geht es weniger um bunte Spielgeräte, sondern um Angebote, welche die Natur unseren Kindern nahezu kostenlos zum Entdecken und im Spiel zur Verfügung stellt. Dabei werden alle Sinne wach gehalten, der ganze Körper trainiert und weiterentwickelt, sowie der Geist auf Hochtouren gebracht. Dies belegen vielfältige Studien aus der Neurobiologie, Entwicklungspsychologie und der Erziehungswissenschaft.
Kindern benötigen ausreichend Raum und Zeit, um sich im Spiel gesund und optimal entwickeln zu können. Kinder brauchen wieder mehr naturverbundene, naturnahe Orte zur freien Verfügung. Dabei ist es wichtig, dass Kinder in solchen Entwicklungsräumen auch mit Benutzerspuren an den Kleidern nach Hause kommen können. Kinder erleben beim Spiel in und mit der Natur als kleine Forscher und werden dadurch hoch motiviert, konzentriert, geistig wach, sozial und körperlich kompetent.
Autor:
Roland Seeger ist Leiter der Forschungsstelle für Frei- und Spielraumplanung in Hohenahr
https://www.ffs-hohenahr.de/
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