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Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung

25.03.2020

1. August 2019. 19 Uhr. Sommerferien. Unser 10-jähriger Sohn steht vor der Haustür. Glücklich. Stolz. Irgendwie aufgeräumt und „erwachsen“. Er kommt gerade von Oma und Opa. Was war passiert?!? Einen Tag zuvor gab es das neue Bus- und Bahnticket. Zum ersten Mal. Damit geht’s nach den Sommerferien in die Schule nach Gießen. Aber für unseren Sohn ist klar: Damit muss vorher was passieren. Kaum das Ticket in der Hand, fragt er mich: „Darf ich morgen zu Oma und Opa nach Gladenbach fahren?“ „Ähm, ganz alleine?!?“ „Ja klar. Das schaff ich schon!“ „Na gut, dann lass uns mal den Fahrplan anschauen!“ Erst Bus, dann Bahn nach Gießen, dann Regionalzug nach Marburg und dann Umsteigen in den Bus von Marburg nach Gladenbach. Und spät nachmittags dann den gleichen Weg zurück. Und als er dann zurück war, konnte ich die Wirkung deutlich spüren. Das hat ihm sehr gut getan. Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Für einen ganz persönlich. Genauso wichtig finde ich es aber auch, dass es solche kleinen Schritte in unserem Leben gibt, die nicht nur uns, sondern vor allem anderen und dieser Welt gut tun. Ich liebe das Video, in dem morgens am Strand ein Spaziergänger hinter einem wegfliegenden großen Wasserball hinterherläuft und ihn den Kindern zurückbringt. Eine vorbeifahrende Fahrradfahrerin sieht das, denkt ein paar Stunden später an die Situation und fängt an, ihrer älteren Nachbarin beim Blätterwegkehren zu helfen. Dies sieht wiederum ein Nachbar, der auf dem Weg zur Arbeit ist. Ihn sieht man kurze Zeit später in Anzug und Krawatte in seiner Firma einen großen Kaffeefleck vom Boden wegwischen, während andere Mitarbeiter daneben sitzen. Dies lässt eine der Mitarbeiterinnen nicht los und… Diese Kettenreaktion wird in tollen Bildern im Video weitergezeigt. Eine kleine Aufmerksamkeit am Morgen führt dazu, dass viele Menschen den ganzen weiteren Tag über zu guten Taten animiert werden. Und der, der es am Morgen ausgelöst hat, bekommt diese große Wirkung gar nicht mit. Ja, ich bin überzeugt davon, dass es in unserer manchmal so hektischen, friedlosen und aufwühlenden Welt gerade solcher kleiner Schritte und Gesten täglich neu bedarf. Fangen wir doch noch heute damit an! Ich möchte mich dazu von Gott motivieren lassen, der es liebt, wenn seine Menschen in Frieden beieinander leben – egal, woher sie kommen – und sich gegenseitig Gutes tun.

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Alexander Klein

Autor:
Alexander Klein, evangelischer Stadt­jugendpfarrer in Gießen

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