Baby lächelt

Foto: © Fotolia.com/lisalucia

Asymmetrische Kopfform bei Babys

27.03.2019

Ein Babykopf ist weich und formbar. Liegt ein Baby regelmäßig in der gleichen Position und entwickelt es dabei eine Lieblingsblickrichtung, kann das dazu führen, dass sich sein Kopf innerhalb der ersten drei Lebensmonate verformt.

GRASHÜPFER hat die Experten Prof. Dr. Albrecht Laun und Dr. med. dent. Ursula Laun vom CRANIO-Center, Kloster Arnsburg befragt.

Wann sollte ich unbedingt zum Fachmann?
Ein Baby mit einer Liegedeformität des Köpfchens sollte mit 4 Monaten beim „Fachmann“ vorgestellt werden.

Macht mich der Kinderarzt bei der Vorsorgeuntersuchung darauf aufmerksam?
Meistens machen die Eltern den Kinderarzt auf die Deformität aufmerksam, weil der Kinderarzt der Deformität keine größere Bedeutung beimisst.

Eine Asymmetrie (das ist die Differenz der Diagonalen eines Köpfchens von frontolateral zur Gegenseite nach occipitolateral in 30 Grad von der Sagittalebene), die im Alter von etwa 5 Monaten gemessen wird, bleibt bis zum Lebensende gleich groß (zwiebelschalenartiges Wachstum des Kopfes ab etwa dem 5. Lebensmonat). Der Kopf aber wächst zu Erwachsenengröße heran und damit wird die gemessene Asymmetrie, die ja wertmäßig gleich bleibt, relativ kleiner und damit weniger deutlich sichtbar.

Das Problem dabei: Die Asymmetrie der Schädelbasis bleibt bestehen und damit auch das Risiko der Kiefergelenksprobleme. Bei der Helmtherapie kann der Hirnschädel symmetrisiert werden und damit die Schädelbasis gezwungen werden wieder zurück in Richtung auf Symmetrie umgebaut zu werden.

Melde ich mich bereits beim Fachmann, wenn ich merke, dass mein Baby 14 Tage am Stück einseitig schläft?
Nein, Eltern sollten, wenn sie bei ihrem Baby eine Lieblingsblickrichtung feststellen, den Kinderarzt aufsuchen und ihn auf das Problem aufmerksam machen. Er wird nach einer Untersuchung möglicherweise Physiotherapie verordnen oder die Vorstellung bei einem Osteopathen empfehlen.

Muss eine Verformung schon sichtbar sein oder bin ich dann zu spät?
Nein, es dreht sich darum, dass frühzeitig (die Liegedeformität entsteht in den ersten Lebenswochen) die Ursache der bevorzugten Blickrichtung festgestellt, behandelt oder gar beseitigt wird.

Wieviel Deformation ist noch „normal“?Vermessungen bei gesunden Erwachsenen (z.B. 50 Erwachsene, die zufällig an einer Haltestelle stehen) haben eine durchschnittliche Asymmetrie von 4,8 mm ergeben. Damit ergibt sich bei einer Asymmetrie von unter 8 mm keine medizinische Indikation zu einer Helmtherapie (wobei dabei allerdings mögliche Kieferprobleme nicht von vorn herein ausgeschlossen sind).

Welche vorbeugenden Maßnahmen kann ich treffen?
In den ersten vier Lebensmonaten kann, je nach Ursache, diese Verformung durch entsprechende Lagerung des Kindes und Physiotherapie/Osteopathie verbessert werden. Ist das Baby älter als fünf Monate ist das Schädeldach, welches dem Schutz des Gehirns dient, so verfestigt, dass eine spontane Normalisierung nicht mehr erreicht werden kann.

Kann man nach dem 5. Lebensmonat nichts mehr tun?
Ab diesem Alter hilft nur noch eine Helmtherapie. Diese sollte unbedingt im ersten Lebenshalbjahr beginnen. Auf Grund der Wachstumsdynamik des Köpfchens kann bei Kindern über zwölf Monaten eine Helmtherapie kaum noch zu einer Verbesserung der Situation beitragen.

Wie ist die Vorgehensweise bei einer Helmtherapie?
Ob eine Helmtherapie notwendig ist, hängt vom Ausmaß der Verformung ab. Dies kann in einem Beratungsgespräch bei verschiedenen Herstellern geklärt werden. Eltern werden hier über die Zusammenhänge der Liegedeformitäten des Köpfchens umfassend aufgeklärt, es wird die Vorgeschichte erhoben, das Köpfchen wird vermessen und ein 3D-Foto gemacht. Dieses Gespräch dauert etwa eine Stunde. Am Ende ist es die Entscheidung der Eltern, wie weiter verfahren werden soll.

Wichtig ist die frühzeitige Vorstellung und exakte Vermessung des Köpfchens, um eine eventuell notwendige Helmtherapie erfolgreich durchführen zu können. Je später mit einer notwendigen Therapie begonnen wird, desto länger ist die notwendige Tragedauer und desto unsicherer ein optimales Ergebnis. Die erste Beratung ist in der Regel kostenfrei.

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Prof. Dr. Albrecht und Dr. dent. Ursula Laun

Unsere Interviewpartner:
Prof. Dr. Albrecht Laun, Neurochirurg, und Dr. med. dent. Ursula Laun, Kieferorthopädin, behandeln seit neun Jahren im CRANIO-Center, Kloster Arnsburg Liegeverformungen von Babyköpfchen
http://www.cranioform.de/

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