Schlafendes Baby

Foto: © pixabay.de

Mein Kind hat eine Lieblingsseite

30.05.2015

Viele Eltern von Säuglingen oder Kleinkindern stellen fest, dass ihr Kind eine bevorzugte Seite zum Schlafen, Liegen oder Kopfhalten hat und fragen sich, ob dies so in Ordnung ist.

Die Ursachen für eine solche Lageanomalie können vielschichtig sein. Schon während der Schwangerschaft, wenn ein Kind sehr lange in einer bestimmten Position im Mutterleib liegt, kann die Halswirbelsäule eine dieser Lage entsprechende Rotation einnehmen.

Während der Geburt kann es durch die großen Kompressionskräfte zu solchen Einschränkungen kommen. Wenn es das Kind nicht schafft, sich richtig in den Geburtskanal einzustellen und der Kopf dann am Becken der Mutter festhängt, können die Wehen eine Seitneigung und Rotationseinschränkung verursachen. Zugkräfte, wie sie bei Saugglockengeburten und Kaiserschnitten entstehen, können ebenfalls solche Einschränkungen mit sich bringen. Diese treten dann aber meist zusätzlich mit einer Überstreckung der Halswirbelsäule auf. All diese Ursachen bringen als Ergebnis die sogenannte Lieblingsseite der Kopfhaltung mit sich und können somit eine Schädelassymetrie verursachen.

Als Osteopathen sind wir darauf spezialisiert, diese Formen der Spannungen und Einschränkungen im Körper des Kindes aufzuspüren und zu beseitigen. Passt sich die Behandlung dabei dem Entstehungsmuster der Einschränkung an, d. h. Dysfunktionen, die mit Kompressionskräften entstehen, werden entsprechend differenziert zu den Dysfunktionen mit Zugkräften betrachtet und behandelt.

Was kann man als Elternteil tun, um eine Lieblingsseite des Kindes zu meiden?

Die richtige Lage im Beistellbett
Die richtige Lage im Beistellbett ist für nachts die Rücken- oder Seitenlage. Dabei kann man versuchen, das Köpfchen in extremer Zeitlupe von der Lieblingsseite zur Gegenseite zu drehen, dies gelingt meist nur in Tiefschlafphasen. Hierbei kann es sein, dass – sollte man zu schnell sein – das Kind erwacht oder zumindest erschreckt ist. Man erkennt dies durch das Zucken der Arme und Beine in Kombination mit einem tiefen schreckhaften Atemzug.

Man sollte nun in der Position verbleiben. Das Kind wird versuchen, den Kopf fünf bis sieben Mal zur Lieblingsseite zu drehen. Lässt man dies nicht zu, so kann der Kopf auf der Gegenseite verbleiben.

Seien Sie nicht enttäuscht, wenn der Kopf zunächst nicht lange in dieser Position verbleibt. Verfahren Sie nach dem Motto: Jede Minute ist eine gute Minute, die den Druck auf das Köpfchen reduziert. Legen Sie das Kind öfters so in das Bettchen, dass es sich über die Gegenseite zu Ihnen orientieren muss.

Seitenlage: Wechselseitig, jedoch häufiger weg von der Lieblingsseite.

Die richtige Haltung im Tragetuch
Auch hier gilt: Versuchen Sie die Lage zu korrigieren, also weg von der Lieblingsseite.

Die richtige Haltung im Maxi Cosi und Co.
Wenn Sie eine Mullwindel fünf Mal falten, können Sie diese auf der Lieblingsseite zum Stützen des Kopfes und damit für eine gerade Position einlegen.

Tragen auf der Schulter (Bäuerchen machen)
Da Säuglinge nicht gern gegen den Hals der Mutter/des Vaters und deren Haare schauen, drehen sie den Kopf meist über die Schulter weg. Dies kann man sich zunutze machen, indem man die rechte Schulter wählt, wenn das Kind seine Lieblingsseite links hat oder umgekehrt.

Fliegerhaltung
Auch hier kann man die Richtung vorgeben. Schauen Sie, wie sich das Kind verhält und wählen Sie gegebenenfalls einfach die andere Seite.

Richtiges Hochnehmen des Säuglings
Grundsätzlich gilt: Der Kopf sollte niemals nach hinten fallen. Dies können Sie verhindern, indem Sie den Säugling vor dem Hochnehmen zu einer Seite drehen. Dies führt zu einem Anspannen der Halsmuskulatur und damit schon früh zu einer besseren Kopfkontrolle. Sinnvollerweise werden Sie dann die Gegenseite der Lieblingsseite Ihres Kindes wählen, um so die Möglichkeit eines muskulären Gleichgewichts zu unterstützen.

Diese Verhaltensmaßnahmen unterstützen meine osteopathischen Behandlungen, und gemeinsam können wir so eine zeitnahe Besserung der Halswirbelsäulenbeweglichkeit und somit eine schwerwiegende Assymetrie des Schädels verhindern. Sollte die Assymetrie des Schädels jedoch schon so stark entwickelt haben, dass eine osteopathische Behandlung nicht mehr ausreicht, so besteht noch die Möglichkeit einer Helmtherapie. Dabei sind die Bedenken der Eltern gegenüber dieser Therapieform zwar verständlich, jedoch aus meiner Sicht völlig unbegründet.

Auch hier zeigt sich wieder, dass Prävention sehr wichtig ist.

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Michael Tonigold

Autor:
Michael Tonigold ist staatlich anerkann­ter Osteopath, arbeitet seit über 15 Jahren viel mit Kindern und ist selbst Vater von drei Kindern.
https://osteopathie-wetzlar.de/

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