Baby blickt in die Kamera

Foto: © pixabay.de

Muss KISS Angst machen?

29.09.2016

Was bedeutet KISS-Syndrom? Der Begriff KISS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung und geht auf den deutschen Manualmediziner und Chirurgen Heiner Biedermann zurück. Er stellte fest, dass die Fehlstellung der ersten beiden Halswirbel, die die Wirbelsäule mit dem Kopf verbinden, für spätere Entwicklungsstörungen bzw. -verzögerungen bei den betroffenen Kindern verantwortlich sein kann.

Da es bisher noch keine wissenschaftlichen Belege für den Zusammenhang zwischen der Wirbel-Fehlstellung und den ihr nachgesagten Folgen gibt, zweifeln viele Schulmediziner an der KISS-Theorie, viele Erfahrungsberichte von Eltern betroffener Kinder erzählen jedoch von deutlichen Behandlungserfolgen nach der Korrektur eines KISS.

Welche Symptome zeigt mein Kind bei einem ver­muteten KISS-Syndrom?
Bei den Anzeichen für das KISS-Syndrom muss man zwischen den Veränderungen in Körperhaltung und Bewegung sowie der Verhaltensweise des Säuglings unterscheiden:

Anzeichen für ein KISS in Bezug auf die Körperhaltung können sein:
• eine Schiefhaltung des Kopfes und des Rumpfes, evtl. Überstrecken des Körpers
• ein abgeplatteter Hinterkopf, evtl. Haarabrieb
• Kopfhalte- und Kopfdrehschwäche
• Schieflage im Bettchen
• asymmetrische Schädelform
• Gesichtsasymmetrie (etwa ein Auge kleiner als das andere)
• ungleiche bzw. einseitige Bewegungen von Armen und Beinen.

Bei den Verhaltensweisen treten auf:
• anhaltendes Schreien, insbesondere beim Hochnehmen
• Vermeidung der Bauch- oder Rückenlage
• eindeutig bevorzugte Brust beim Stillen und daraus resultierende Stillpro­bleme
• eine bevorzugte Blickrichtung
• Schlafstörungen
• Überspringen einzelner Entwicklungsphasen (etwa das Krabbeln).

Welche Folgen kann ein un­behandeltes KISS haben?
Ein unbehandeltes KISS-Syndrom kann zu Störungen im Entwicklungsprozess des Kindes führen. Dazu gehören beim Säugling etwa motorische Probleme, Haltungsschäden, Schlaf- und Entspannungsstörungen, eine gehemmte Sprachentwicklung sowie allgemeine Entwicklungsverzögerungen.

Im Schulalter wandelt sich das unbehandelte KISS-Syndrom dann zum KIDD-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Dyspraxie/Dysgnosie). Diese Kinder zeigen dann vermehrt Lern- und Konzentrationsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten im Sinne eines AD(H)S oder haben eine Lese-/ Rechtschreib- bzw. eine Rechenschwäche. Es können aber auch Kopfschmerzen und Migräne oder Bettnässen als Folge auftreten.

Was kann ich tun, wenn ich den Verdacht habe, mein Kind leidet unter KISS?
Sollten sich bei Ihrem Kind eines oder mehrere der oben aufgeführten Symptome zeigen, empfiehlt sich der Gang zum Kinderosteopathen. Er ist in der Lage, durch seine geschulten Hände, die Fehlstellungen der Wirbel zu ertasten und gegebenenfalls mit sanften, für das Kind absolut schmerzfreien und vor allem sicheren Techniken, zu korrigieren.

Je früher dies geschieht, desto geringer ist die Anzahl der notwendigen Therapiesitzungen. Ein KISS-Syndrom ist also keine gefährliche Angelegenheit und Tragik für das Kind, es sollte nur frühzeitig erkannt und behandelt werden, damit es zu keinen Spätfolgen kommt.

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Matthias Bernhardt

Autor:
Matthias Bernhardt ist staatlich anerkannter Osteopath im Zentrum für Osteopathie Wetzlar Tonigold &  Kollegen und Vater von Zwillingen
https://osteopathie-wetzlar.de/

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