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23.09.2024
In der Pubertät stehen Pflegekinder vor besonderen Herausforderungen. Identitätsfragen, Loyalitätskonflikte und Unsicherheit prägen diese Zeit. Der GRASHÜPFER hat mit Esther Kestenbaum vom Fachdienst Erziehungstellen PETRA über dieses Thema gesprochen:
Wie nehmen Sie das Thema Pubertät in den Pflegefamilien wahr?
Ähnlich und doch intensiver: Die Pubertät fordert Pflegekinder in Identitätsfragen noch stärker heraus, denn sie sind sowohl mit dem Lebenskonzept der eigenen Eltern wie auch dem der Pflegeeltern konfrontiert. Ihr Urvertrauen in die Beständigkeit von sicheren Beziehungen wurde bereits erschüttert und es fehlt ihnen das Gefühl von biologischer Zugehörigkeit zu ihrer Pflegefamilie.
Loyalitätskonflikte gepaart mit Selbstzweifeln, Abgrenzungs- und Rückzugsverhalten sind Ausdruck ihrer großen Verunsicherung. Die Option der Beendigung des Pflegeverhältnisses erscheint in dieser konfliktreichen Phase schneller als greifbare Lösung.
Was folgt daraus für Pflegeeltern?
Pflegeeltern sollten sich proaktiv auf diese Lebensphase vorbereiten. Mit Aufnahme begleitet Biografiearbeit das Leben mit Pflegekind. Das Wissen um die eigene Lebensgeschichte hilft Pflegekindern, sich in der Pubertät angemessen mit den typischen Identitätsfragen auseinanderzusetzen. Fachliches Wissen um die Pubertät, Humor und Gelassenheit helfen, die Konflikte mit den Heranwachsenden weniger persönlich und dennoch ihre Nöte hinter dem Verhalten ernst zu nehmen.
Die Pubertät ist für das Pflegekind Herausforderung und Chance zugleich, neue und hoffentlich auch stabile Beziehungserfahrungen zu machen. Das macht diese Phase so ganz besonders.
Wie begleiten Sie das als Fachdienst?
Im Rahmen einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung begleiten wir Pflegekinder in der Pubertät, die unterschiedlichen Lebenswelten zwischen Elternhaus und Pflegefamilie in Einklang mit der eigenen Identität zu bringen. Für Pflegeeltern gehören neben enger fachlicher Beratung auch Elternabende, themenspezifische Fortbildungen zu Pubertät, Biografiearbeit und zum Umgang mit Pflegekindern in verschiedenen Lebensphasen zu willkommenen Angeboten.
Manchmal zeichnet sich aber auch ab, dass die Pflegefamilie nicht mehr die richtige Hilfe für das Pflegekind ist. Solche Loslöseprozesse müssen wir gut vorbereiten und frühzeitig mit allen Beteiligten kommunizieren. Eine transparente, am Wohl des Kindes orientierte Familienarbeit ist daher stets die Basis einer guten Fachberatung.
Weitere Infos zum Pflege-kinderwesen PETRA unter:
projekt-petra.de/de/pflegekinderwesen
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Autorin:
Esther A. Kestenbaum ist Psychologin und systemische Familientherapeutin (DGSF). Sie leitet die Abteilung Erziehungsstellen PETRA und arbeitet seit über 10 Jahren im Pflegekinderwesen bei Projekt PETRA. Beziehungsarbeit steht für sie an erster Stelle.
www.projekt-petra.de/erziehungsstellen
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