Verschiedene Puppen

Foto: © www.hpusm.de

Was ist eigentlich gutes Spielzeug?

25.09.2020

Im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum können die Besucher eine große Vielfalt an Puppen und Spielzeug aus unterschiedlichen Epochen und Erdteilen kennenlernen.

„Von der Antike bis zur Barbie“ ist die griffige Zusammenfassung der präsentierten Inhalte. Dabei werden die Dinge in ihren zeitgenössischen Kontext eingeordnet, und es zeigt sich, dass sie viel mehr sind als Spiel-Dinge. Sie sind Stellvertreter des Menschen, Abbild der wechselnden Zeiten und spiegeln die Vorstellungen der Menschen von sich und ihrer Welt. So wechseln die Moden wie die Materialien mit dem Geschmack und den technischen Möglichkeiten der jeweiligen Zeit.

Zentral für alle Epochen ist dabei, dass die Dinge – soweit sie nicht im Spiel des Kindes selbst hergestellte oder umgenutzte Gegenstände sind – von Erwachsenen hergestellte und absichtsvoll dem Kind zur Verfügung gestellte Spielzeuge sind. Spielzeuge sind von Erwachsenen mit Bedeutung aufgeladene Gegenstände, die weit mehr sind als „nur“ die Nachbildung der erwachsenen Welt für Kinder. Sie werden produziert von Menschen, die mit ihnen Gewinne erwirtschaften wollen und daher verkaufsfördernde Wege beschreiten und das schon seit mindestens 200 Jahren. Sie werden dem Kind von Erwachsenen mit einem pädagogischen Ziel und einer Vorstellung von ihrer Nutzung gegeben.

Natürlich können Kinder diese Absichten und Ziele einfach unterlaufen, indem sie die Dinge „zweckentfremden“ und als Teile ihres freien Spiels verwenden. Dennoch bleibt den Dingen auch bei nicht-vorhergesehener Nutzung etwas anhaften von ihrer pädagogischen Absicht, ihrem Einfluss auf die ästhetische Bildung des Kindes oder der Beeinflussung des kindlichen Vorstellungshorizonts. Betrachten Sie doch einmal die Dinge in den Zimmern Ihrer Kinder… Über diese Zusammenhänge sollten Erwachsene nachdenken, wenn sie Kindern Spielzeuge zur Verfügung stellen. Wie viel wollen Sie mit dem Spielzeug erreichen, und wieviel kann das Kind selbst mit dem Spielzeug anstellen?

Es gibt viele unterschiedliche Meinungen dazu, was ein „gutes Spielzeug“ ist. Aus der historischen Betrachtung heraus und im Angesicht der digitalen Herausforderungen für Eltern heute kann dabei vielleicht nur eine kleine Faustregel die eigenen Gedanken sortieren helfen: In der Vielfalt liegt die Kraft!

Dabei kann natürlich nicht die quantitative Vielfalt gemeint sein. Je weniger Dinge sich in einem Kinderzimmer befinden desto besser. Es ist selbstverständlich die qualitative Vielfalt gemeint: Unterschiedliche Materialien, Farben, Formen, Funktionsweisen. Technisches Spielzeug ist nicht per se schlecht, aber ein gutes Matschloch sollte es zwischendurch auch mal sein. Beim „Küche spielen“ darf der Teller auch mal aus Porzellan sein und beim Spielen herunterfallen und kaputt gehen, dafür tut es dann der Puppe aus Plastik vielleicht nicht so weh…

Und bei all dem sollte besonders in einem ein gutes Gleichgewicht gewahrt sein: dem Alleine-spielen und dem Zusammenspielen, ob mit Freunden oder mit den eigenen Eltern. Bleiben Sie im spielerischen Austausch mit Ihren Kindern, bleiben Sie gemeinsam neugierig!
Dr. Victoria Asschenfeldt

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Dr. Victoria Asschenfeldt

Autorin:
Dr. Victoria Asschenfeldt ist die Leiterin des Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseums sowie der Stabsstelle für Profil- und Sammlungsstrategie der Hanauer Museen bei der Stadt Hanau. Sie hat Geschichte und Germanistik studiert und arbeitet seit rund 20 Jahren als Kuratorin, Autorin und Museumspädagogin in und für Museen
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