Mutter und Kinder tragen Masken

Foto: © pixabay.de

Alles hat seine Zeit

30.06.2020

Anfang Mai. Nach fünf Wochen Homeschooling und zwei Wochen Osterferien freuten sich unsere beiden Kinder total auf die Schule. Und dann kam die Nachricht: „Für euch noch nicht. Ihr müsst noch warten.“ Die Enttäuschung war riesengroß. Wie gerne hätten sie ihre Schulkameraden wiedergesehen, und auch ein paar der Lehrer.

Und auch wir als Eltern hätten uns gefreut, wenn der Schulalltag wieder ein wenig „normaler“ hätte stattfinden können. Aber dann hieß es: weiter Homeschooling! Für die Kinder weiter Unterricht alleine und mit den Eltern (nicht immer ein Vergnügen) und auch nachmittags kaum Freunde treffen. Für uns Eltern weiter Spagat zwischen Beruf und Homeschooling. Auch nicht immer ein Vergnügen.

Die letzten Wochen waren für uns alle herausfordernd. Gewohnte Dinge waren von einem auf den anderen Tag nicht mehr möglich. Großeltern, Freunde, Bekannte und Familie durften nicht mehr besucht werden. Kein Sporttreiben im Verein und auch kein Geigen- oder Flötenunterricht. Kein Gottesdienst oder Kindergottesdienst. Wir mussten uns einschränken und verzichten.

Aber plötzlich waren andere Dinge wieder möglich: mehr Zeit füreinander in der Familie. Gemeinsames Spielen, Sporttreiben, Essen. Von einem auf den anderen Tag haben wir wieder mehr voneinander mitbekommen. Ich habe in den letzten Wochen so viele Eltern mit ihren Teenagern beim Spazierengehen getroffen wie noch nie. Ich habe erlebt, wie sich Menschen füreinander einsetzten, wie immer mehr Leute Fahrrad fuhren oder Wege im Ort zu Fuß erle-digten, Solidarität und Rücksichtnahme wurden in den letzten Wochen groß geschrieben. Nicht der Skiurlaub in den Osterferien, sondern das Entdecken von wunderschönen und unbekannten Ecken in der eigenen Heimat wurde zum Erlebnis.

Ja, wir und ich haben die letzten Wochen als Herausforderung erlebt, aber ganz oft auch mit ihren ganz positiven Seiten. Ich spüre in diesen Tagen mehr denn je, was für eine große Wahrheit hinter den Sätzen des Predigers in der Bibel steckt, wenn er schreibt:
„Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit: Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Ausreißen, Niederreißen und Aufbauen, Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, Umarmen und Loslassen, Aufbewahren und Wegwerfen, Schweigen und Reden, Lieben und Hassen.“

Ich wünsche uns allen für die kommende Zeit viel Geduld, Rücksichtnahme, Liebe und Verständnis. Vor allem aber die Einsicht, dass bestimmte Dinge ihre eigene Zeit haben. Machen wir das Beste daraus!

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Alexander Klein

Autor:
Alexander Klein, evangelischer Stadt­jugendpfarrer Gießen
www.stadtjugendpfarramt-giessen.ekhn.de

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