Foto: © Fotolia.com/Jenko Ataman
31.01.2018
Die sprachliche Entwicklung der Kinder ist sehr individuell. Es gibt Kinder, die mit zwei Jahren bereits 500 Wörter aktiv nutzen, während andere gerade mit „Mama“ und „Papa“ anfangen.
Sprechen ist eine hochkomplexe Leistung des Gehirns: So müssen wir erst einmal überlegen, was wir sagen wollen, die Wörter gegebenenfalls verändern (ich gehe – du gehst), die Reihenfolge richtig auswählen und die einzelnen Buchstaben im Mundraum richtig bilden (Zunge hoch/runter, Lippen rund, breit, etc.) sowie diese dann auch noch aneinanderreihen. Eigentlich komisch, dass dies überhaupt funktioniert, wenn man darüber nachdenkt…
Dies macht mögliche Schwierigkeiten im Laufe der Sprachentwicklung umso verständlicher. Manche Kinder haben Probleme Buchstaben richtig auszusprechen, anderen fehlt es an Wörtern, wiederum andere kommen mit der Grammatik nicht klar.
Die Ursachen dazu sind vielfältig; um nur einige zu nennen: mundmotorische Schwächen, schlechtes Hören, schlechte Merkspanne, familiäre Sprachschwäche.
Während einige Kinder fachmännische Hilfe benötigen, ist für die Mehrzahl das gezielte Angebot von Sprache im Elternhaus und sozialem Umfeld völlig ausreichend. Dies ist heute jedoch nicht selbstverständlich, denn die Medien haben uns manchmal mehr in Beschlag als uns eigentlich lieb ist. Computerspiele, Fernsehen, Handy – die Zeit, die wir damit verbringen, verläuft meist sprachlos. Wir konsumieren, aber kommunizieren nicht.
Genau das Kommunizieren ist es jedoch, was die Kinder benötigen, um Sprache zu erlernen. Sie benötigen Blickkontakt und Gesten, um die Wörter mit Gegenständen verknüpfen zu können und dadurch verstehen zu lernen. Die dabei ständigen Wiederholungen lässt sie die Wörter einprägen und schließlich auch nachsprechen.
Das sprachliche Begleiten der täglichen Routinen kann den Kindern sehr helfen, sprachlich weiterzukommen. Mütter wenden instinktiv den so genannten „Babytalk“ an, bei dem sie die Wörter in besonderem Maße betonen; bereits Säuglinge werden so sprachlich gefördert.
Ebenso ist der Rhythmus der Sprache von großer Bedeutung. Kinder haben Freude an Liedern, Reimen und Versen. Auch Bilderbücher eignen sich zur Sprachförderung.
Wichtig ist, dass die Kinder Sprechfreude entwickeln, denn das ist das Fundament der Sprachentwicklung. Diese zu erhalten und zu fördern ist unsere Aufgabe als Erwachsene. Dabei sollte man das Kritisieren des Kindes vermeiden („das heißt nicht…“, „sag nochmal…“); stattdessen wirkt ein bestätigendes korrigiertes Wiederholen der kindlichen Äußerung motivierend.
Anzeige
Anzeige
Die GRIMMWELT von A bis Z
Die GRIMMWELT Kassel lädt Groß und Klein ein, um Bekanntes und Unbekanntes über die Brüder Grimm zu erfahren.
Autorin:
Miriam Mende ist Dipl.-Pädagogin, Akademische Sprachtherapeutin, Sprachheilbeauftragte (südl. Lahn-Dill-Kreis) und Lehrbeauftragte der Universität Gießen
https://www.sprachtherapeutin.com/
Weitere interessante Beiträge für dich:
Pubertät – Grenzerfahrung für die Familie
Gefühlsausbrüche, Schweißgeruch, unaufgeräumte Zimmer, zugeknallte Türen – Hilfe, wir haben ein Pubertier! Was machen wir nun?
Pflegekinder in der Pubertät
In der Pubertät stehen Pflegekinder vor besonderen Herausforderungen. Identitätsfragen, Loyalitätskonflikte und Unsicherheit prägen diese Zeit.